Recruiting in Pandemie-Zeiten - und danach

Recruiting in Pandemie-Zeiten und danach – Was jetzt wichtig ist

In der Krise zeigt sich der wahre Charakter. Manche Unternehmen haben sich schnell umgestellt, Chancen erkannt und die Digitalisierung dazu genutzt, ihren Mitarbeiter*innen ein sicheres und produktives Arbeiten zu ermöglichen. Für andere bot die Krise eine Ausrede, um ohne Sinn und Verstand Personal abzubauen und an allen Ecken und Enden zu sparen. Auch im Recruiting wurden und werden Menschen entlassen. Das zeigt, dass es noch immer nicht als strategischer Erfolgsfaktor wahrgenommen wird.

Die Masse macht’s?

Nichts ist mehr, wie es vorher war. Doch eines ist sicher: Den Fachkräftemangel wird es auch nach der Pandemie noch geben. Selbst wenn sich die Zahl der unbesetzten Stellen für IT-Expert*innen halbieren würde, gäbe es immer noch über 60.000 offene Vakanzen. Die Herausforderung, wichtige Positionen zu besetzen, wird nicht kleiner. Denn durch die Krise gibt es nicht plötzlich mehr Spezialist*innen, sondern einfach nur mehr Bewerber*innen.

Einerseits könnte sich für Unternehmen eine gute Chance bieten, Talente zu gewinnen, an die sie vorher niemals gekommen wären. Andererseits wird es noch schwieriger, in der Masse genau die Richtigen zu entdecken, die auch wirklich zum Unternehmen und seiner Kultur passen.

Ehrlich währt am längsten

Gerade jetzt ist es wichtig, mit einer Arbeitgebermarke sichtbar zu werden, die nicht nur attraktiv, sondern auch authentisch ist. Was erfahren Kandidat*innen, wenn Sie das Unternehmen oder bestimmte Führungskräfte googlen? Dank Bewertungsportalen ist es heute sehr einfach, seine Erfahrungen als Mitarbeiter*in oder Bewerber*in zu teilen. Talente interessieren sich dafür, und sie suchen danach.

Active Sourcing – aber wann, bitte?

Wer eine wichtige Position zu besetzen hat, muss nach wie vor davon ausgehen, dass sich Top-Talente in Anstellung befinden. Active Sourcing erhält damit eine zentrale Bedeutung für die Recruiting-Strategie. Doch es ist arbeitsintensiv und herausfordernd. Aufgrund der unsicheren Situation sind passive Kandidat*innen nun noch viel schwerer zu Interviews mit möglichen neuen Arbeitgebern zu bewegen. Man muss bei der Ansprache also noch mehr und ganz individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen eingehen! Für all das fehlt die Zeit – ganz besonders dort, wo Recruiting-Teams verkleinert wurden und die übrigen Kolleg*innen noch härter arbeiten müssen als zuvor.

Was Unternehmen jetzt tun können

Unternehmen sollten die Zeit nutzen, um ihre Recruiting-Prozesse zu optimieren, sich an Active Sourcing zu wagen und die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Das heißt auch: Sie sollten ihren Fokus auf eine nachhaltige Strategie legen. Sie müssen sich fragen, welche Menschen sie wirklich anziehen möchten, welche Unternehmenskultur sie versprechen und welche sie tatsächlich leben – und alles dafür tun, um eine mögliche Diskrepanz dazwischen zu beheben.

Jetzt ist es für Unternehmen höchste Zeit, ihre Hausaufgaben zu machen. Sie müssen ihre Prozesse konsequent an den Bedürfnissen der Kandidat*innen ausrichten – also die „Candidate Journey“ und „Candidate Experience“ in den Blick nehmen und bestmöglich gestalten. Dies bedeutet vor allem, die Prozesse zu vereinfachen und drastisch zu verkürzen, um den Kandidat*innen den Weg ins Unternehmen zu erleichtern. Eine weitgehende Automatisierung schafft gleichzeitig die im Recruiting so dringend benötigten Freiräume.

Homeoffice – künftig ein Must-have!

Die Erwartungen der Talente an einen neuen Arbeitgeber sind in der Zwischenzeit dramatisch gestiegen. Digitalisierung und Homeoffice haben in der Krise einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Kann es da ein Zurück geben? So manche Führungskraft, die schon immer etwas gegen Homeoffice hatte, sieht ihre Vorurteile bestätigt. Schließlich war (und ist) es zu Hause arbeitenden Eltern unter den jetzigen Umständen kaum möglich, genauso produktiv zu sein wie zuvor im Büro.

Gerne wird übersehen, dass das nicht am Homeoffice liegt, sondern dass vielmehr das Gegenteil der Fall ist: Erst das Homeoffice hat es überhaupt möglich gemacht, dass Menschen arbeiten, die gleichzeitig Kinder zu betreuen haben. Die Umstände waren mehr als außergewöhnlich. Zu „normalen“ Zeiten ist das Homeoffice für viele ein idealer Ort, um ganz in Ruhe zu arbeiten – gerade auch im Recruiting. Es bedeutet allerdings auch, den Mitarbeiter*innen Verantwortung und Freiheit zu übertragen.

Ich persönlich hoffe, dass sich nun dort, wo die Mitarbeiter*innen dies wünschen, ein Wechsel zwischen Präsenztagen im Büro und Homeoffice-Tagen durchsetzen wird. Die Arbeit sollte sich ganz flexibel mit der individuellen Lebenssituation in Einklang bringen lassen. Vielleicht markiert die Krise den Beginn einer Ära des selbstbestimmten, vertrauensvollen Arbeitens. Was meinen Sie?

Ich würde gerne erfahren, ob Sie meine Thesen teilen. Wie ist die Situation in Ihrem Unternehmen? Ist Ihr Recruiting gut auf die Zukunft vorbereitet? Ich freue mich über fachlichen Austausch. Kontaktieren Sie mich einfach!